top of page

SCHULE - Der tägliche Wahnsinn für Schüler, Eltern und Lehrer

Aktualisiert: 16. Aug. 2020

Es geht um die Schüler

In diesem Buch geht es um den Alltag Schule aus

Sicht der Schüler und deren Eltern – nicht um Annehmlichkeiten

von Lehrern, Gewerkschaftern, Politikern

oder anderen, die wissen (s)wollen, was das Schulsystem

braucht.

Alle reden mit, aber die wirklich Betroffenen werden

dazu nicht gefragt oder in die Diskussion involviert.

Studien, weltweite Vergleiche und wissenschaftliche

Erkenntnisse werden dazu missbraucht, um die Bildungspolitik,

die zum Großteil noch von Maria Theresia

stammt, zu reformieren.

Alles in diesem Buch beruht auf selbst Erlebtem und

Gesprächen mit anderen Eltern. Thematisiert werden

Erfahrungen, die immer wiederkehrend sind – also keine

Ausnahmen.

Jegliche mögliche Ähnlichkeit mit woanders Geschriebenem

wäre reiner Zufall und nicht beabsichtigt.

Dies ist keine Fachanalyse oder Studie, keine künstliche

Krisengeschichte oder Bildungskritik auf fachlicher Ebene,

sondern Gedanken, die man sich als engagierter Elternteil

so macht, ohne dass man alle in einen Topf werfen will.

Mit vier Kindern und den daraus reichlich gesammelten

Erfahrungen der letzten 15 Jahre will ich das Thema

Schule von der Seite eines Vaters darstellen, wie ich

es selbst noch nirgends gelesen habe. Aus der Beobachtung

meiner Frau bei der täglichen Arbeit für die

Schule mit unseren Kindern stelle ich hier den täglichen

Wahnsinn Schule in die Auslage, wie ihn so viele

Eltern tagtäglich erleben.

Die einzelnen Kapitel sollen in einfacher Form zeigen,

wie es das aktuelle Schulsystem den heranwachsenden

Kindern und deren Eltern schwer macht, Freude

an der Ausbildung und am Lernen zu haben. Diese

Art Tagebuch spiegelt einen durchschnittlichen Ablauf

wider, den ein Schüler und seine Eltern durchleben.

Die fallweisen Lösungsvorschläge beruhen auf keiner

wissenschaftlichen Analyse, sondern auf reinem Menschenverstand.

Dass man jedes Thema von verschiedenen

Seiten sehen kann, ist gut und richtig. Auch werde

ich Fachausdrücke in verständlicher Sprache, die jeder

versteht, wiedergeben.


Ein durchschnittlicher Schultag

...

Um 7.45 Uhr läutet es zur ersten

Stunde und man schafft es noch vor dem Lehrer, in der

Klasse zu sein. Heute ist neben fünf verschiedenen Fächern

auch noch eine Turnstunde angesagt.

Die kurzen Pausen reichen oft gerade zum Wegräumen

der einen und Rausholen der anderen Sachen.

Nur in der großen Pause ist es möglich, seine mitgebrachte

Jause zu probieren, aufessen ist oft nicht möglich.

Das wird dann spätestens beim Heimfahren erledigt.

Nach durchschnittlich sechs Unterrichtsstunden

endet der erste Teil des Schultages und man macht sich

um ca. 14.00 Uhr auf den Heimweg.

Wenn man dann zwischen 14.30 Uhr und 15.00 Uhr

zuhause angekommen ist, wird erst einmal ordentlich

etwas gegessen. Aber man hat nicht viel Zeit, denn

heute sind drei verschiedene Aufgaben zu erledigen

und morgen ist ein Test angesagt. Während man isst,

fragt Mama schon den Tag ab und es wird eine Liste gemacht,

was alles zu tun ist.

Nach nicht einmal einer Stunde Pause geht es dann

so gegen 16.00 Uhr wieder an die Schulsachen. Selten,

dass man alles so vermittelt bekommen hat, dass man

es verstanden hat und flott die Aufgaben erledigen

kann. Nun ist Mamas Rat wieder gefragt, ...

...

Täglich die gleiche Frage: „Ist es nicht Aufgabe

der Lehrer, den Kindern den Stoff so zu vermitteln,

dass er auch verstanden wird?“ Aufgabe der Eltern sollte

sein, die Kinder abzuprüfen oder ein wenig zu unterstützen

– nicht jedoch, sich Tag für Tag in den meisten

Fächern einzulesen, um dem Kind das zu erklären, was

es eigentlich in der Schule lernen sollte ...

...

Nach der Abendtoilette wird noch die

Schultasche gepackt und so gegen ca. 23.30 Uhr ist

dann endlich alles fertig. Hat heute leider wieder etwas

länger gedauert, da man erst für die Aufgabe alles erarbeiten

musste. Man fällt ins Bett und schläft völlig erschöpft

sofort ein.

Es läuft Gott sei Dank nicht jeden Tag so, aber es

kommt leider oft vor. Normalerweise schafft man es,

so gegen 21.30 fertig zu sein und kann dann doch noch

ein bisschen etwas Nicht-Schulisches machen.

Wenn man diesen Schultag beleuchtet, fällt einem

Folgendes auf:

6 Unterrichtsstunden in der Schule

1 Stunde Transfer hin und zurück

2 Stunden, oft auch länger, Aufgaben machen

2 bis 4 Stunden lernen

Freizeit? Fehlanzeige!

Realistisch hat man so von Montag bis Freitag ca. 50

Stunden mit der Schule zu tun. Das reicht aber in der

Praxis nicht aus, ...


Nachhilfe durch Eltern, Lehrer oder Lerninstitute

Zwei Drittel der Schüler brauchen regelmäßig Nachhilfe.

Die Nachhilfeindustrie ist in den letzten Jahren

auf den Geschmack gekommen und boomt ganz gewaltig.

Schlaue Pädagogen haben erkannt, dass man durch

die Unfähigkeit oder Unlust der Lehrer im Klassen-

unterricht gutes Geld machen kann. Aber nicht nur das!

Nein, denn viele Lehrer, welche es am Vormittag nicht

schaffen, den Kindern den Stoff ordentlich beizubringen,

finden Sie dann am Nachmittag und abends beim

Privatunterricht. ...

...

Die gerechte Note

Es ist Ende Mai und die Tage werden schon sehr

sommerlich. In der Schule gibt es fast täglich eine

Schularbeit, einen Test oder eine Prüfung. Die Tochter

kommt schlecht gelaunt heim und stellt die alles entscheidende

Frage: „Mama, für was lerne ich eigentlich

jeden Tag so viel?“ – „Was ist denn passiert?“, fragt

Mama, „habt ihr den Test zurückbekommen?“ – „Ja,

und ich habe eine 4 bekommen, du weißt ja, mir war

an dem Tag nicht so gut, jetzt hab ich alles verhauen.“

– „Aber wieso denn, du hast einen 1er und einen 2er,

dann hast du eben nun sicher eine 2 im Zeugnis, davon

geht die Welt nicht unter. Den ausgezeichneten Gesamterfolg

gefährdet das nicht“, spricht Mama und

kocht weiter. „Nein, Mama, die Lehrerin meint, wenn

ich eine 2 will, muss ich eine Prüfung über den ganzen

Jahresstoff machen!“ – „Was, wieso?“, fragt Mama. ...

...

Baustelle Schule

Jeder von uns hat den Großteil seiner Kindheit in

der Schule verbracht. Diese Jahre sind für uns alle prägende

Zeiten gewesen. Speziell die Lehrer wurden als

Respektsperson und unnahbare, mit viel Wissen ausgestattete

Menschen angesehen.

Daher ist es ein ganz wesentlicher Punkt, das ganze

Schulsystem in den Grundfesten zu hinterfragen und

auf komplett neue Beine zu stellen. Es müssen nicht

Stellen abgebaut werden, sondern – im Gegenteil –

weitere Pädagogen aufgenommen werden. Es müssen

an jeder Schule speziell ausgebildete Psychologen arbeiten,

um mit den verhaltensauffälligen Kindern zu arbeiten.

Es muss möglich sein, verhaltensauffällige Kinder

aus dem Unterricht zu nehmen und in einer Spezialklasse

zu „behandeln“, bis sie wieder in den normalen Unterricht

eingegliedert werden können. Die Lehrer

müssen abgestimmt auf die heutigen Bedürfnisse

besser ausgebildet werden.

...

Wenn man sich die meisten heutigen Schulen ansieht,

sind nicht nur die Unterrichtsmethode aus der

Steinzeit, sondern auch die Schulgebäude. Dass ein

Lehrer nicht einmal einen eigenen Arbeitsplatz hat, ist

in der heutigen Zeit doch sehr ungewöhnlich. Solange

man das nicht ändert, wird man Lehrer auch nur

schwer motivieren können, die gesamte Arbeitszeit in

der Schule zu verbringen. Anstatt Millionen von Euros

jährlich ins Ausland zu überweisen, sollte man lieber

im eigenen Land in die Zukunft und Bildung unserer

Kinder investieren.

...

Der aufmerksame Lehrer

Vor nicht allzu langer Zeit brachte ich meiner Tochter

ein Heft in die Schule nach, da sie es im Auto liegen gelassen

hatte. Die 3. Unterrichtsstunde war in vollem

Gange und ich klopfte an die Tür, öffnete diese und

sah, dass reges Unterhalten unter den Schülern angesagt

war. Der Lehrer saß vorne am Tisch mit starrem

Blick auf seinen PC, ich begrüßte ihn – aber er bemerkte

mich nicht! Ich ging zu meiner Tochter, brachte ihr

das Heft und verließ mit den Worten „Auf Wiedersehen“

die Klasse.

Als ich nachmittags beim Abholen meine Tochter

fragte, ob der Lehrer mich nicht bemerkt hatte, sagte

sie: „Nein, er war NUR Supplierung und meinte, wir

sollen leise sein, die Klasse nicht verlassen und uns beschäftigen,

er hat zu tun.“ Da fehlen einem die Worte.

So hab ich mich unter den Lehrern schlau gemacht

und nachgefragt, warum denn kein Unterricht stattfindet,

...

Der Lehrer ist nicht schuld

Wenn eine Schularbeit im Durchschnitt schlecht ausfällt,

liegt die Vermutung nahe, dass die Vermittlung

des Stoffes nicht gut gelungen ist. Aber das sehen die

Lehrer natürlich nicht so, …

Die Zeit heilt alle Wunden und so kommt es vor, dass

dieser Lehrer im nächsten Schuljahr zufällig in einer anderen

Schule unterrichtet. Die Erklärung gegenüber

den fragenden Eltern, wo denn der Lehrer hingekommen

sei, ist leicht. An der anderen Schule fehlte gerade

so eine exzellente Fachkraft und daher haben sie diesen

Lehrer schweren Herzens gehen lassen.

Das System funktioniert wie in der Politik: Hat man

seinen Job schlecht gemacht, wird man weiterbefördert

und ist aus der Schusslinie. Bei solchen Praktiken

wundern sich die Eltern nicht mehr, dass man die Lehrer

mit „Rückgrat“ wie die Nadel im Heuhaufen suchen

muss. In der Privatwirtschaft wird bei schlechter Arbeit

auch eine Versetzung durchgeführt, doch die führt den

Mitarbeiter direkt zum Arbeitsamt. …

...

Lehrer – viel Geld für wenig Arbeit?

Lehrer kämpfen immer schon mit dem Vorurteil, für

Ihre Arbeit zu viel Geld zu bekommen oder, anders gesagt,

für Ihr Gehalt zu wenig zu leisten. Das können

Lehrer nur sehr schwer entkräften. Sie verdienen nicht

so viel wie angenommen, doch die häufigen freien

Tage aufgrund der Ferien und das scheinbar hohe alltägliche

Freizeitpensum verleiten zu solchen Annahmen.

Ein Lehrer befindet sich ca. 20 Unterrichtsstunden á

50 Minuten (ca. 17 Stunden) pro Woche in den Klassenzimmern.

Wenn man sich dann so

ansieht, was manche Lehrer in Ihrer flexiblen Arbeitszeit

machen, kommt die mögliche „Burnout-Gefahr“

vielleicht von der Vielzahl an Dingen, die sie sich aufhalsen.

Einige bessern ihr Gehalt mit privaten, gut honorierten

Nachhilfestunden auf. Zielgruppe sind Schüler, die

es im Unterricht nicht schafften, den Stoff zu verstehen

– oder soll man sagen, dass es der Lehrer nicht schaffte,

den Stoff den Schülern beizubringen?!

...

Lehrer – Traumjob oder Albtraum?

Wenn Sie einen Lehrer fragen, ob sein Beruf zu

empfehlen ist, hören Sie oft: „Nein, viel zu stressig,

völlig unterbezahlt und erst die ungehorsamen Kinder.“

Man hört ja oft die Empfehlung: „Wenn das Berufsleben

zu anstrengend wird, gehe zurück in die Schule

und werde Lehrer, die nehmen im Moment sowieso alles.

Die Steigerung ist nur mehr, als Politiker ins Parlament

zu gehen.“

Woher kommt das? Leider aus der gelebten Praxis,

wie man sie heute an den Schulen findet.

Früher war ein Lehrer eine angesehene Respektsperson,

zu der alle aufgeschaut haben. Heute sind wir weit

weg davon. Wer 1 + 1 zusammenzählen kann und sich

erfolgreich durch das Studium mogelt, ist Lehrer.

Wenn so ein Junglehrer mit rund 22 Jahren beginnt zu

unterrichten, und das bis zur Pensionierung macht, muss

er sich das Vorurteil, nie das richtige Leben kennengelernt

zu haben, gefallen lassen.

Praktiker, die als Gastlehrer in berufsorientierten

Schulen unterrichten, haben nicht nur das notwendige

Fachwissen, sondern erfahren ebenso die tägliche gelebte

Praxis, um den Schülern den Zusammenhang

glaubhaft vermitteln zu können. Warum werden Lehrer,

die ja über reichlich Freizeit verfügen, 14 Wochen

Ferien pro Jahr, nicht dazu verpflichtet, in Privatbetrieben

jedes Jahr für einen Monat zu arbeiten?


27 Ansichten0 Kommentare
Beitrag: Blog2_Post
bottom of page